Der Berg
Langsam. Einen Fuß vor den Anderen. Stück für Stück kämpfte ich mich weiter den Berg hinauf. Mit jedem Schritt sanken, die Steigeisen an meinen Füßen, tief in den Schnee ein. Das Seil an meinem Gurt spannte sich. „Mach schneller, wir sind fast da!“ rief Jens mir zu. Er ging vor mir am Seil und hatte schon einen beträchtlichen Abstand zwischen uns gebracht. „Jetzt komm. Das Seil ist nicht dazu gedacht, dass ich dich ziehe!“ „Ja, das weiß ich, aber ich kann nicht mehr.“ Antwortete ich. „Nicht mehr weit!“ munterte Bobby, der hinter mir ging, mich auf. Ich blickte nach oben. Wir waren tatsächlich fast da. Ich riss mich zusammen und ging weiter. Noch 3 Schritte. Noch 2 Schritte. Noch einen Schritt. Ich rutschte ab. Doch ehe ich denn Abhang zu Bobby runterrutschen konnte, straffte sich das Seil und ein paar helfende Hände zogen mich nach oben auf die Plattform. Kurz darauf kam auch Bobby als letzter oben an. „Danke!“ keuchte ich erschöpft während Roland das Seil von meinem Gurt löste. „Wir bleiben etwa eine Stunde oben. Ihr könnt was essen, Selfies mit dem Gipfelkreuz machen…“ er wies kopfschüttelnd in Richtung der Anderen. „oder was man in eurem Alter halt so macht. Dann machen wir uns wieder an den Abstieg.“ Ich nickte und setzte mich etwas abseits auf einen Stein. Dann blickte ich mich um. Schnee und Berge, soweit das Auge reichte. Ich hatte noch nie zuvor so viel unberührten Schnee gesehen. Durch die Sonne glitzerte er so sehr, dass es fast in den Augen wehtat. Es war atemberaubend. Ich malte mit meinen Fingern einen Smiley in den Schnee, da traf mich etwas am Hinterkopf. Ich blickte mich um und sah wie Josie lachend einen weiteren Schneeball formte. „Na warte!“ rief ich und formte ebenfalls einen Schneeball. Ich zielte, warf und ging dann schnell hinter Bobby in Deckung, der gerade dabei war, einen Apfel zu schneiden. Leider verfehlte ich das Ziel und traf stattdessen Bella. Bella sprang auf und wollte wissen, wer das gewesen sei, und Josie deutete auf mich. Leider interpretierte Bella das falsch und seifte Bobby ein. Kurz darauf brach das Chaos los und jeder ging mit Schneebällen auf jeden los. Schließlich mussten Roland und Tilde eingreifen, und uns daran erinnern, dass wir uns auf einem Berggipfel in 4000 Meter Höhe befanden und das nicht der richtige Ort für eine Schneeballschlacht sei. Wir machten noch ein paar Gruppenfotos und begannen dann wieder den Abstieg. Runter war es zwar deutlich weniger anstrengend, aber abends vielen trotzdem alle müde in ihre Betten. Und ich schlief mit einem Lächeln auf den Lippen ein und träumte noch einmal von meinem ganz persönlichen Triumph: Ich hatte den 4000 Meter hohen Berg bezwungen.